Willkommen zu meinem #Thriller-Adventskalender!
Tag 5: Opfer 24
James »Jimmy« Byron Haakenson war kein Serienmörder. Er war das Opfer eines Serienmörders. Nur wusste das über vierzig Jahre lang niemand. Im Sommer 1976 erklärte der damals sechzehnjährige James seinen Eltern, nach Chicago zu fahren. Nicht ungewöhnlich, war Jimmy doch ein abenteuerlustiger Junge. Er meldete sich noch einmal telefonisch, um mitzuteilen, dass er die Stadt erreicht habe.
Seine Familie sah ihn jedoch nie wieder.
John Wayne Gacy war ein ziemlich mieser Kerl. Nach außen hin biederer Bauunternehmer, lauerte hinter der Fassade sein mörderisches Selbst. 33 Opfer schreibt man Gacy zu. Man fand sie auf seinem Grundstück, vergraben und einbetoniert. Manche ihn einem nahen Fluss. Ob die Zahl der Opfer stimmt, ist nicht mit Gewissheit zu sagen. Gacy trat ehrenamtlich als »Pogo, der Clown« auf. Angeblich basiert Stephen Kings Figur Pennywise, der Clown aus »Es«, auf Gacy. Ich weiß nicht, ob das wirklich stimmt. Aber was ich weiß: Clowns konnte ich noch nie leiden. 1978 traf Gacy, der in seiner Heimatstadt politisch aktiv war, gar die First Lady Rosalynn Carter, obwohl er Ende der 1960er Jahre für 18 Monate im Gefängnis gesessen hatte. Er war wegen Kindesmissbrauchs verurteilt worden.
Jimmy Haakenson ist eines von Gacys Opfern. Der Zusammenhang zwischen dem Vermisstenfall Haakenson und »Opfer 24« konnte aufgedeckt werden, weil Jeff Haakenson, ein Neffe des Verschwundenen, nicht locker ließ. Eine DNA-Analyse brachte schließlich die Gewissheit.
Die Thematik der Leichenfunde auf einem Grundstück, vor allem aber die Ungewissheit Hinterbliebener nach dem Verschwinden der Opfer, beschäftigt mich schon eine Weile. Mein aktuelles Schreibprojekt greift beides auf. Wahrscheinlich kann man es nicht nachfühlen, wenn man es nicht erlebt hat, aber ich denke mir, die Ungewissheit ist das Schlimmste. Es ist nicht leicht, das zu schreiben.
Gacy wurde 1978 verhaftet und 1994 hingerichtet. James Byron Haakenson wurde erst dieses Jahr identifiziert. Fast vierzig Jahre lang war er nur das »Opfer 24«. Seine Eltern starben, ohne zu wissen, was ihrem Sohn tatsächlich zugestoßen ist.
Noch immer sind sechs der Opfer Gacys unidentifiziert.